Alle Jahre wieder…
erreichen mich Meldungen über Schimmelbildung und Feuchteflecken. Die Ursachen sind bei neueren Bauten in den wenigsten Fällen auf Baumängel sondern auf falsch verstandene Zusammenhänge beim Lüften und Heizen zurückzuführen.
Bei der Begehung sind oft etliche stark ausgekühlte Flächen (Fussboden, Fensterbänke, Fensterscheiben, etc.) vorzufinden, die – auch ohne die Oberflächentemperatur zu messen – nach einfacher Wahrnehmung im kritischen Temperaturbereich liegen oder Oberflächenfeuchtigkeit – in teilweise erheblichem Masse – aufweisen.
Eine relative Luftfeuchtigkeit von 40% im Raum ist zwar als „normal“ eingestuft. Allerdings gilt das nur in Zusammenhang mit max. 21° C Raumtemperatur. Wenn die Luft wärmer ist, trägt sie bei 40% relativer Feuchtigkeit wesentlich mehr absolute Menge an Wasser. Wenn diese warme, Feuchte tragende Luft an kältere Oberflächen kommt, fällt logischerweise auch erheblich mehr Wasser aus.
Um Schäden zu vermeiden und besseres Wohnklima zu schaffen, empfehle ich folgende Regeln zu beachten:
- Mindestens 3- mal täglich Stosslüften.
Dies heisst, dass die vorhandene Raumluft innerhalb kurzer Zeit, ca. 10 – max. 15 Minuten, VOLLSTÄNDIG AUSGETAUSCHT werden muss. Hierzu ist quer durch die gesamte Wohnung zu lüften, da nur so ein ausreichender Durchzug für den nötigen Austausch sorgt. Fenster kippen allein reicht nicht. Mit dieser Methode verlieren Sie am wenigsten Wärmeenergie, da so das Mauerwerk nicht auskühlt. Die Raumtemperatur und Behaglichkeit erreichen so auch schnell wieder ihre normale Höhe. - Kein „Dauerlüften“.
Hierbei kühlt das Mauerwerk in der Nähe der Fensteröffnung so stark ab, dass sich dort nach Schliessen des Fensters ohne Zuheizen Luftfeuchtigkeit ansammeln kann. Schimmelbildung ist die Folge. - Während des Kochens bereits Fenster öffnen, mindestens kippen und Durchzug herstellen durch Ablufthaube oder gegenüberliegende Fensteröffnung.
- Innentüren kühlerer Räume zum Flur unbedingt geschlossen halten.
- In Räumen, in denen Sie Wäsche trocknen, muss ebenso geheizt werden, besser sogar mehr, da hier mehr Luftfeuchtigkeit entsteht. Grundsätzlich ist jedoch der Wasch- und Trockenraum im Keller dafür vorgesehen.
- Im Bad enststeht sehr viel Wasserdampf beim Duschen. Hier ist der schnelle, vollständige Luftaustausch danach besonders wichtig.
- Keine Räume „über die offene Zimmertür“ mitheizen.
Jeder Raum muss so temperiert werden, dass entsprechend der dortigen Wohnnutzung die Luft die
anfallende Feuchtigkeit aufnehmen kann. Kühle Luft kann nur sehr wenig Feuchte transportieren.
Um dies objektiv in Griff zu halten, verwenden Sie bitte Thermometer, da Ihr persönlicher Eindruck
vom Raumklima oft täuscht. Halten Sie die Raumtemperatur auf mindestens 21° C und die Temperatur
der Wandoberflächen über 18° C. - Wenn Sie einen kühlen Schlafraum wollen, abends lüften (wie unter 1 beschrieben) und Heizkörper zudrehen, morgens lüften und Heizkörper aufdrehen. Nachts kann das Fenster auch gekippt sein, ist tagsüber aber unbedingt zu schliessen, damit sich das Mauerwerk wieder aufwärmen kann.
- Ihre Wohnung verliert Wärme nur über die Aussenhaut, also Aussenwände, Dach und Fenster.
Sie sparen praktisch keine Energie, wenn Sie Räume nicht oder wenig beheizen, es wird nur der Wärmeverlust auf verschiedene Zonen verteilt. Ihr aktives Lüften wie unter 1 beschrieben ist also für gesundes Raumklima unbedingt nötig. - Wenn Sie tagsüber die Wohnung verlassen und die Heizung drosseln, sparen Sie nichts. Der Energiebedarf, um abends wieder nachzuheizen ist höher, da dann die ausgekühlte Bausubstanz ebenfalls mit aufzuwärmen ist. In dieser Zeit heizen Sie auch mehr, da Sie subjektiv die Strahlungskälte des Mauerwerks unangenehm verspüren.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass für Schäden aus nicht ausreichendem Heizen und Lüften sowie deren Behebung die dafür Zuständigen, also die Mieter verantwortlich gemacht werden können.