Feng Shui oder Hokuspokus?
Reflektionen auf Veröffentlichungen oder die Kirche im Dorf lassen…
Auch das Deutsche Architektenblatt trieb in 9/2001Aufklärung zum Thema
Worum es geht?
Zitat: … „Unser Lebensraum soll so gestaltet werden, dass er in Harmonie mit den auf uns wirkenden, natürlichen Gesetzmässigkeiten steht und so einen Gleichklang mit der Umwelt erzeugt – die Basis für körperliches, geistiges und seelisches Wohlbefinden.“ … “ Feng Shui basiert in weiten Teilen auf einer ‚Schulung des Blicks‘ auf die natürlichen und künstlichen Strukturen der Umwelt sowie der Aktivierung und Entwicklung eines Gespürs für die von Licht – Wasser – Wind ausgehenden Energien.“ …
Sinngemäss darf aus dem folgenden interpretiert werden, dass Menschen auf Gebäude, Räume, Aussenanlagen in bestimmter Weise – positiv oder negativ – reagieren. Dafür gibt es Faktoren, die bei der Planung und Erstellung zu berücksichtigen sind. Feng Shui ist hierfür angeblich die ideale Vorgabe, da es auf der jahrtausende alten chinesischen Harmonielehre aufbaut.
Jede Kultur hat verschiedene Strukturen im Lauf ihrer Geschichte entwickelt. Daraus lässt sich auch die individuelle Empfindsamkeit der Menschen für ihre Umgebung ableiten.
Kunst des Planers ist es nun, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie Räume zu schaffen sind, in denen man sich wohlfühlt. Es sind alle nur erdenklichen Faktoren zu berücksichtigen, ob sie nun Yin und Yang genannt werden oder ob man einfach nur darauf achtet, dass Licht, Raumproportionen, Erschliessung, Ausstattung usw. ein stimmiges Bild für die künftigen Nutzer abgeben, das in seiner Summe Wohlbefinden hervorruft.
Ich denke man kann alles über – theoretisieren.
Feng Shui ist meiner Meinung nach wie viele andere Schlagworte ein Hilfsinstrument der Argumentation, wenn man mit „gut Deutsch“ nicht mehr weiterkommt, um als Planer seine redlichen Architekturvorstellungen zu verkaufen. Was wurde schon mit dem Begriff „bio“ auch im Bauen für Schindluder getrieben, das in erster Linie Verteuerungen hervorrief. Es ist manchmal erstaunlich, zu welchen finanziellen Bocksprüngen Bauwillige bereit sind, wenn mans nur richtig nennt. Obs hilft ist zweitrangig und wer sich nur redlich müht, auf „gut Deutsch“ was rüberzubringen, ist sein Geld offenbar nicht wert.
Letztendlich zählt, ob der „Fachmann“ seine Hausaufgaben gemacht hat. Und wenn die Vorlesungen zum Thema Gebäudelehre oder Baustoffkunde vernünftig umgesetzt werden, gemischt mit Erfahrung und guten Ideen, kommt immer etwas gutes dabei heraus, das auf die künftigen Benutzer perfekt zugeschnitten ist und auch im Sinne von „Feng Shui“ oder „Bio“ sicher langfristig Freude bereiten wird, ohne solche Begriffe zu strapazieren.
Ich wünsche mir, dass hier etwas mehr Augenmass und Besinnung auf das Wesentliche eines Raumes, Gebäudes, Platzes Wert gelegt wird wie auch auf die wesentlichen Bedürfnisse der Bauherrschaft, die hoffentlich genug Vertrauen in „ihren“ Architekten hat, um gegen Schlagworte und Bauelementevertreter ein gesundes Misstrauen zu entwickeln…