der demokratische architekt

vor längerer zeit traf ich mich mit ein paar kollegen zum allgemeinen austausch. dabei brachte unser inzwischen verstorbener kollege wurtz recht leidenschaftlich zur sprache, warum denn keiner mehr mit architekten planen will… 

die architekten haben sich über die jahre ein image verschafft, das bei den bauinteressenten auf ablehnung stösst. diese finden sich in ihren interessen nicht ausreichend vertreten – übergangen – überfahren – nicht ernst genommen – und vieles mehr.

einige unserer kollegen haben mit elitärem standesverhalten „abstossungsreaktionen“ hervorgerufen und auf eine breite basis gestellt. auch stararchitekten haben gelegentlich, sich untereinander kräftig schulterklopfend so manche sünde in die landschaft gestellt… allgemein lastet nun dieser ruf auf unserem berufsstand.architekten haben dem sachverhalt wohl nicht genügend rechnung getragen, dass eine bauherrschaft, die sich finanziell meist für die nächsten 20 bis 30 jahre bindet, nicht unbedingt ausschliesslich den geschmack des architekten teilt und halt doch gern ihre träume und wünsche verwirklichen will.

viele architekten haben es wohl auch versäumt, neben den gestalterischen aspekten auch ausreichend augenmerk auf baukosten, zeitpläne oder qualitätssicherung zu legen.

sogenannte „billigplaner“, mit wenig gestalterischem engagment, dafür umso geschäftstüchtiger, haben uns inzwischen reichlich terrain abgetrotzt. dass ein billiger plan unterm strich auch recht teuer ausfallen kann, steht auf einem anderen blatt.

fertighausanbieter werben aggressiv mit dem argument, dass man bei ihnen den „teuren architekten“ sparen würde. (und verschweigen dabei, dass ihre werbung, ihre messestände und nicht zuletzt ihre angestellten architekten – einer muss die arbeit ja machen – die häuser auch nicht billiger machen.)

wie können wir uns also wieder „beliebt“ machen?

wir stellen uns voll und ganz hinter die bauherrschaft- ihre interessen sind unsere – die demokratische mitbestimmung und mitverantwortung muss ersten rang haben.

mit unserer leidenschaft für gute gestaltung muss es uns gelingen, zu begeistern, um so den kontrast zu den „schnell mal gezeichneten plänchen“ hervorzuheben. gute beratung lässt den beweis doch leicht führen, wie gestalterische qualität zu erarbeiten ist. es ist doch in jeder hinsicht beweisbar. und wenn einer bayerischen barock will soll er ihn bekommen, aber dann eben richtig und nicht aus baumarktregalen zusammengeklaubt!zu jedem zeitpunkt muss ein bauherr wissen, wie sich seine entscheidungen auf die bau- und nebenkosten auswirken.

die bauherrschaft darf nicht den eindruck bekommen, sie hätte die baustelle besser im griff als ihr architekt. (besonders herausfordernd ist das bekanntermassen, wenn der bauherr gleich neben der baustelle wohnt.)

wir dürfen uns nicht von redegewandten handwerkern mangels eigener kompetenz das ruder auf der baustelle aus der hand nehmen lassen.